Hintergrund

Aufgrund langjähriger musikalischer und musikwissenschaftlicher Studien und Tätigkeiten wurde im Dezember 2005 auf Anraten und mit der fachlichen Unterstützung eines ehemaligen oberbayerischen Innungsmeisters ein Gewerbe für den Nachbau historischer Musikinstrumente angemeldet. Die fachliche Unterstützung des Meisters erfolgte unter der Bedingung, das Wissen um die Fertigungsmethoden an jeden interessierten Laien weiterzugeben. Aus diesem Grund wurde neben der eigentlichen Werkstatt ein Kursprogramm für den Nachbau historischer Musikinstrumente ins Leben gerufen, das alter Tradition folgen soll, dass Instrumentenbauer und Musiker in Personalunion auftreten, wie es vom 16. bis zum 19. Jahrhundert häufig der Fall war. In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde damit begonnen, mit Baukursen historische Musikinstrumente einem größeren Publikum anzubieten. Der damals anfängliche Charakter des „Bastelns am Wochenende“ vieler Instrumentenbaukurse hängt nun immer noch nach, obwohl sich die Lage heute grundsätzlich geändert hat. Die Gründerväter im Nachbau historischer Musikinstrumente waren auf wenige Vorlagen angewiesen und mussten sich häufig mit Mitteln des Augenscheins begnügen, um ihre Instrumente mit vielen vorläufigen Experimenten aus der Taufe zu heben, was jenen Charakter des Bastelns hervorbrachte. Heute ist es vor allem Privatsammlern von historischen Musikinstrumenten zu verdanken, die ihr Instrumentarium zur Vermessung und Begutachtung zur Verfügung stellten, dass sich das Niveau der Baukurse heute professioneller zeigt, ohne die Vorarbeiten der Gründerväter zu missachten.

Sammlung von Nachbauten historischer Musikinstrumente im Gastraum des Schwäbischen Kulturarchivs in Balingen/Frommern aus dem Nachlass von Tibor Ehlers. Foto von H. G. Zimmermann – typomage.de

Sammlung von Nachbauten historischer Musikinstrumente im Gastraum des Schwäbischen Kulturarchivs in Balingen/Frommern aus dem Nachlass von Tibor Ehlers. Foto von H. G. Zimmermann – typomage.de

Ein wichtiges Anliegen der Werkstatt und der damit verbundenen Kurse ist, die Unterscheidung und die häufig damit verbundene Wertung von Musikinstrumenten der Volksmusik und der sogenannten „ernsten“ Musik zu relativieren. Die Klarinette und die Violine z.B. sind heute noch in jeglicher Musik beheimatet, was als völlig normal empfunden wird, weil üblich und auch so überliefert. Der Zink war wichtiger Bestandteil auch in jeglicher denkbaren Musik während seiner Glanzzeit, ist aber heute im Rahmen der Wiederbelebung historischer Musikinstrumente in der Volksmusik vergessen, ebenso das Hirtenhorn in der komponierten Musik. Der Zink wurde von der vollständig entwickelten Violine als Melodieinstrument abgelöst, während das Hirtenhorn überhaupt nicht wiederbelebt wurde und samt den dafür entstandenen Kompositionen noch immer in den Museen und Archiven schlummert, um nur einige Beispiele aufzuzählen.